Fantastische Tiere in Lucca

"Wale, Stachelschweine, Delfine und Killerwale und die anderen Monster des Ozeans und unseres Meeres, welche auch immer (Monster) du beherbergst oh Nil, welche auch immer der wunderbare Ganges zählt, dieses eine Tier zeugt davon. Die Öffnung des Rachens und die Rippen zeigen die Grösse des restlichen Körpers. Das toskanische Meer brachte ihn im Jahr 1495 auf dem Lido von Lucca hervor. "
Nicolao Tegrimi

Die Jagd nach fantastischen Tieren hat vor langer Zeit in Lucca begonnen ... und ist noch nicht vorbei. Sara Paoletti * vom "Lucca Info & Guide" Verband erzählt uns davon.

Auf der Jagd nach 3 fantastischen Tieren

Vegetarier, Veganer und Tierfreunde können aufatmen: Wir sprechen hier von einer Jagd im übertragenen Sinne, die man sich eher wie eine aufregende Schatzsuche durch die faszinierende Stadt Lucca vorstellen muss.

Die Fassaden der Hauptkirchen von Lucca, größtenteils im pisanisch-lucchesischen romanischen Stil, zeichnen sich durch eine grosse Anzahl zoomorpher Verzierungen aus, die aufeinander folgen, als wären sie fein und kunstvoll auf einen edlen Stoff gestickt.

Diese skulpturalen Dekorationen stellen Tiere dar, die einer wirklich existierenden Fauna oder Fantasietieren entsprechen, die wir allgemein kennen und die hauptsächlich aus den Märchen stammen, die Kindern vorgelesen werden.

Tiere in mittelalterlicher Kultur und Bestiarien

Wenn man vor einer Kirche steht, erwartet man, Heilige, Gesegnete, Päpste und biblische Figuren zu finden, anstatt Tiere. Warum Tiere ?!

Tatsache ist, dass jedes dieser Tiere eine Geschichte zu erzählen und eine Botschaft an die Gläubigen zu übermitteln hatte. Die ganze Schöpfung ist Gottes Werk, daher bewahrt die Natur göttliche Botschaften auf, die an die Menschen gerichtet sind. In diesem Sinne ist die Tierwelt ein Buch des Allmächtigen, und diejenigen, die ihm folgen und es lesen, werden verstehen, wie sich ein guter Christ verhalten sollte. Mittelalterliche Bestiarien gaben die Antwort auf dieses interpretative Bedürfnis der Natur.

Kommen wir zur Sache

Unter den unendlich vielen Tieren, die in Lucca vertreten sind, wurden von mir drei unter den vielen legendären und mythologischen Wesen ausgewählt. Wenn Sie diese Thema fasziniert, nehmen Sie einfach an unserer Führung "Jagd nach fantastischen Tieren in Lucca" teil.

Die Meerjungfrau mit doppelter Flosse

Halb Frau und halb Fisch, handelt es sich hier im Speziellen um eine Meerjungfrau mit doppelter Flosse. Wir finden eine Darstellung von ihr auf dem Architrav des zentralen Portals der Kirche von San Michele in foro, aber es gibt davon viele andere sowohl im Stadtzentrum als auch außerhalb. Halten Sie die Augen offen und Sie werden viel mehr finden, als Sie erwarten.

In der Mythologie verzaubert die Meerjungfrau vorbeifahrende Seeleute mit ihrem süßen Gesang und führt sie zum Abgrund. Daher ist sie in der christlichen Interpretation eine Verlockung, die Männer vom richtigen Pfad bringt: Sie wird so zum Synonym für die Sünde und das Verderben durch irdische Freuden. Ursprünglich verbindet die Meerjungfrau mit doppelter Flosse die weibliche Welt mit der Natur, insbesondere mit dem Element Wasser, das seit jeher als Ursprung des Lebens angesehen wird und die Erzeugungskraft durch die Fruchtbarkeit von Mutter Erde zeigt.

Meerjungfrauen können also nicht nur schwimmen, sondern auch fliegen ... aber dies ist eine andere Geschichte, die ich Ihnen gerne persönlich erzählen werde!

Der Greif

Halb Adler und halb Löwe, stammt dieses Wesen aus der hypothetischen Paarung zwischen einem männlichen Adler und einer Löwin. Sowohl der Adler, die Königin der Lüfte, als auch der Löwe, der König der Wüste, sind zwei Schlüsseltiere der Bestiarien: Beide repräsentieren Christus und die göttliche Kraft. Der Greif, der beide Aspekte der Natur vertritt, die des Löwen und die des Adlers, imitiert die doppelte Natur Christi, der Gott (König des Himmels) ist und den Menschen (König der Erde) geschaffen hat. Aus diesem Grund genießt der Greif, der die besten Eigenschaften von beiden besitzt, den Ruf, unbesiegbar zu sein und unglaubliche Schätze bewachen zu können.

Sogar Marco Polo und kurz darauf auch Sir John Mandeville (zwei bekannte Reisende, die zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert lebten, der erste Venezianer, der zweite Engländer) behaupten, auf einer ihrer vielen Reisen in den Osten einen Greif gesichtet zu haben.

Sie können den Greif auf den Verzierungen der Fassade der Kirche Santa Maria Forisportam, des Portikus der Kathedrale von San Martino oder auf der Spitze der Basilika von San Frediano erkennen.

Obwohl es sich um eine mythologische Figur handelt, waren die Klauen des Greifs sehr gefragt: der Grund? Komm und finde es heraus.

Das Einhorn

Es ist das komplexeste und artikulierteste Tier aller mittelalterlichen Bestiarien: Manchmal ist es mit dem Körper eines Pferdes, dem Kopf eines Hirsches und den Füßen eines Elefanten ausgestattet; manchmal ist es aus einem Ziegenkopf, einen Hirschkörper und Pferdebeinen zusammengesetzt; in anderen Darstellungen wiederrum sieht es eher aus wie ein kleines Kind. Niemand weiß, wie es wirklich aussieht: Die einzige Gewissheit ist, dass es ein langes Horn in der Mitte der Stirn hat.

Wenn es angegriffen wird, reagiert es heftig und brutal. Die einzige Möglichkeit, es zu fangen, besteht darin, eine Jungfrau als Köder zu verwenden. Tatsächlich riecht das Einhorn ihre Reinheit und legt seinen Kopf auf den Schoß des Mädchens, um hilflos einzuschlafen. An diesem Punkt kann der Jäger mit der Gefangennahme fortfahren.

Diese exotischen Wunderwesen wurden von Fürsten und Königen auf der ganzen Welt gesucht, weil man glaubte, dass die Indianer aus ihrem Horn Schalen herstellen könnten, die vergiftete Flüssigkeiten reinigen könnten. Zu dieser Zeit ein sehr nützliches Gegenmittel angesichts der Häufigkeit von Verschwörungen gegen die Herrscher, die befürchteten, mit einem Becher Wein voller Gift getötet zu werden.

Die Bedeutung des Einhorns war so groß, dass eingedrehte Hörner unter den Schätzen von Kirchen, Abteien und "Wunderräumen" furchtloser Reisender aufbewahrt wurden. Daher scheinen diese konkreten Beweise auf die Existenz des legendären Einhorns hinzudeuten ... aber existierte es wirklich?

Ja, in Lucca konnte man das legendäre Einhorn treffen!
Aber wo? Sie müssen es selbst herausfinden, aber ich gebe Ihnen einen Hinweis: Suchen Sie nicht an Kirchenfassaden, sondern in einem Museum.

Entdecken Sie diese und viele andere Geschichten über Tiere aus dem mittelalterlichen Lucca-Bestiarium, indem Sie an unseren Führungen teilnehmen. Die nächsten finden am 16., 23. und 30. August statt.

Eine Tour für Familien in italienischer Sprache am Sonntag, 23. August, 10.30-12.30 Uhr und Sonntag, 30. August, 17.30-19.30 Uhr, in englischer Sprache am Sonntag, 23. August und Sonntag, 30. August, 10.30-12.30 Uhr.

Sara Paoletti ist eine geprüfte professionelle Reiseleiterin der Lucca Info & Guide Association.
FB / Lucca Info & Guide