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Das Serchio-Tal und die Garfagnana

 

Zwischen weißen Marmorfelsen und grünen Buchenwäldern,
 

wird das enge Serchio-Tal von einem Fluss durchquert, der aus einer Quelle einer verzauberten Höhle im Apennin und aus einer anderen Quelle entspringt, die auf dem höchsten Gipfel der Apuanischen Alpen versteckt ist.

Eine Reihe von verschiedenen Atmosphären, Aromen und Farben, an denen alle Sinne beteiligt sind, wie es häufig an Orten der Fall ist, die einen großen naturalistischen Wert haben und eine lange Geschichte zu erzählen haben: die Geschichte großer Ereignisse, Schlachten, Burgen, aber auch Alltagsgeschichten über Arbeit, das tägliche Leben, die Jahreszeiten.

 

Buchenwurzeln


In dieser Mittelerde kreuzen sich Geschichten und Serpentinenstraßen, 



die die Berge und Wege durch die Wälder hinaufklettern, übersät mit Festungen, die von den verschiedenen Nachbarmächten gebaut, abgerissen, erobert und wieder aufgebaut wurden, wo sich das sensationelle Szenario der Berglandschaft der wertvollen Marmorvorräte mit Flüssen und Bächen abwechseln, mit kleinen und großen Kunstschätzen, die in den stillen Kirchen der Dörfer zu entdecken sind, große Gemälde, die berühmten Künstlern in Auftrag gegeben wurden, winzige Bergtheater oder, in den Kastanienwäldern, Wege mit Bildstöcken oder, davor, prähistorischen Stelenstatuen. Ein Land der Legenden, in dem große Dichter lebten, ein Ort der Begegnung und der Konflikte, aber auch der Wölfe und Räuber und anderer Schreckgespenster wie Hexen, wilden Männern, Elfen und Dämonen aller Art, von denen man am besten im kalten Winter vor einem Kamin erzählen kann.

Die Teufelsbrücke in Borgo a Mozzano

 
"... in Bagni di Lucca versinkt man in königlichen Hoheiten bis zum Knie ..."



kommentierte der Historiker Cesare Sardi. Besonders im neunzehnten Jahrhundert lockten die Thermalbäder von Bagni di Lucca die Aristokratie aus ganz Europa an, kultivierte Liebhaber der Eleganz und der Freuden des gesellschaftlichen Lebens. Friedrich II, Liszt, Paganini, Rossini, Strauss, Dumas, Puccini, Montaigne, Byron, fast die gesamte Bonaparte-Familie: Dies sind nur einige von vielen, die in den Thermalanlagen übernachtet haben.

Die Thermalbäder von Corsena waren zur Römerzeit und Matilde di Canossa bereits bekannt, und später baute Castruccio Castracani auch Brücken, damit Reisende sie erreichen konnten. Das Wasser sprudelt hier heiß und reich an Mineralien heraus, klar und geruchlos bei 54 °, am heißesten in der großen Grotte der Varraud-Anlage, bei 38 ° das der „Cova“, des Brunnens an der Uferpromenade.

Von der Bernabò-Terrasse kann man einen schönen Blick auf die kleine Stadt genießen, die aus drei Bezirken besteht. Ponte a Serraglio, der Eingang zur Stadt, gekennzeichnet durch die von Herzog Leopold erbaute Kettenbrücke, mit zwei mächtigen Säulen und einem Holzsteg, ein wahrer  Vorreiter in Form und Design, sowie Villa, das elegante Zentrum vieler Residenzen und historischer Gärten; Das Hotel de Russie, das Hotel Roma, in dem Elisa Baiocchi zu wohnen pflegte, das Casino und der Circolo dei Forestieri, die Villa Fiori mit ihrem Park voller Terrakotta-Statuen und Blick auf den Fluss, die Villa Ada und der Garten mit jahrhundertealten Pflanzen und Thermalwasserbecken, Bagni Caldi, das Spa, in dem der russische Prinz Demidoff verweilte und, dankbar für den erzielten Heilerfolg, den Bau des Krankenhauses förderte, in dem sich heute das Zentrum für ganzheitliche Medizin Global Village befindet. Der Lima-Fluss fließt zwischen eleganten Häusern und Papierfabriken aus dem 19. Jahrhundert durch den Ort.

Die Thermalbäder von Bagni di Lucca

 

Es ist schön durch Dörfer zu spazieren, die Atmosphäre von den verschiedenen Jahreszeiten zu genießen und dem natürlichen Rhythmus der Zeit zu folgen,


 
auf dem Kopfsteinpflaster zu gehen, sonnige Plätze und Panoramen, die sich ständig ändern, zu entdecken. In den mittelalterlichen Bergdörfern werden die Heldentaten von Castruccio Castracani, dem großen Führer und Vikar des Serchio-Tals, noch heute erinnert. Von dieser günstigen Position aus wurden jahrhundertelang das Tal und die Pässe sowie die endlosen Konflikte zwischen Pisa und Lucca, Pistoia und Modena überwacht .
Auf dem Apennin befindet sich Barga, das 1361 wiederaufgebaut wurde, ein historisches Gewirr aus engen Gassen, die steil zum Dom hinaufsteigen wie zu einer Burg. Lokale Streitigkeiten prägten die Geschichte von Coreglia Antelminelli bis zum 14. Jahrhundert, als Castruccio es schließlich mit einer uneinnehmbaren Festung und wunderschönen Gebäuden aus perlgrauem lokalen Stein versah.

Auf der Seite der Apuanischen Alpen öffnet sich das Panorama auf die engen Gassen von Careggine, das sich auf einem ausgedehnten Plateau erstreckt, unerwartet auf das unendliche Panorama der Berge, von Pratofiorito über das Marmorbecken des Orto di Donna bis zur Panie-Berggruppe und weiter südlich Richtung Colognora, ein Dorf aus Stein inmitten grüner und schattiger Wälder aus tausendjährigen Kastanienbäumen, und Vetriano, eine kleine Stadt mit einem winzigen Theater: zwei Ränge mit Dekorationen, eine Bühne, der Vorhang. Insgesamt 70 Quadratmeter, die es bis in das Guinness-Buch der Rekorde geschafft haben.

Im Tal, entlang des Flusses Serchio, liegen Dörfer, von denen die wichtigsten Nebenflüsse in Borgo a Mozzano und nach der Maddalena-Brücke auf den Lima zusammentreffen. Die Stadt, die von den Ruinen des alten Turms des Monte Bargiglio dominiert wird, hat wunderschöne Kopfsteinpflasterstraßen, steinerne Innenhöfe, reich dekorierte Kirchen und elegante Stadtgebäude. In Castelnuovo Garfagnana fliesst der Turrite bei der Castruccio-Brücke dem Serchio zu und führt entlang der mittelalterlichen Mauern in die Innenstadt. Wo die beiden Hauptarme des Serchioflusses zusammentreffen, zwischen Felsen aus Vulkangestein, verbindet eine mittelalterliche Brücke die Dörfer San Michele und Piazza al Serchio und überquert die Schlucht, die von den reißenden Gewässern des Serchio di Soraggio geformt wurde.

Die Kathedrale von Barga, Detail der Kanzel mit säulentragenden Löwen

 

Im 16. Jahrhundert regierte das Geschlecht der Este die Garfagnana und der Dichter Ludovico Ariosto wurde vom Herzog zum Kommissar dieser Länder ernannt.



Er war von der natürlichen Szenerie fasziniert, die ihn zu einigen seiner Werke inspirierte, und er war sehr darauf bedacht, das Verteidigungssystem zu erneuern und zu festigen, wie es der Herzog wollte, um die Este-Herrschaft vor der Macht Luccas zu schützen.
Sillico war die erste Stadt der Garfagnana, die sich freiwillig unter den Schutz von Niccolò d'Este stellte und somit der Herrschaft der Republik Lucca entging, während Castiglione di Garfagnana, umgeben von einer Mauer mit mächtigen Türmen, der Stadt Lucca treu blieb.

Die Festungen von Montalfonso, von Camporgiano und von Verrucole waren die Eckpfeiler eines unsichtbaren Kommunikationsnetzes, das von vielen anderen kleinen Befestigungen gestärkt wurde. Eine Gemeinsamkeit wurde von ihnen bis heute aufrechterhalten: der atemberaubende Blick auf die Berge und das Tal, und die noch lebendige Atmosphäre einer faszinierenden und mysteriösen Vergangenheit.

In Castelnuovo Garfagnana stellt die Rocca Ariostesca, die Festung, in der der Dichter Ariosto lebte, eines der Tore zur Stadt dar, während ein weiterer - ebenso nennenswerter – Zugang von der Castruccio-Brücke gebildet wird.
Etwas höher und einige Zeit später wurde auch die Montalfonso-Festung gebaut. Etwas außerhalb von Castelnuovo kann man auf dem Weg, der Ariosto gewidmet ist, zu den südlichen Wällen der Mauern gehen, die den Exerzierplatz und die für den Herzog und die Soldaten bestimmten Gebäude einschließen. Von hier aus schweift der Blick bis zur Festung von Camporgiano und zum Dorf, das sich darum gebildet hat.

Gegenüber liegend am Apennin dominiert die Burg von Verrucole das gesamte Gebiet. Die  Geschichte der oberen Garfagnana hat innerhalb dieser Gemäuer stattgefunden, deren unverwechselbares Profil aus der Ferne und von vielen Perspektiven zu erkennen ist. Man kann sie erreichen, indem man das Dorf von San Lorenzo durchquert und den mit Zinnen gesäumten Weg zu den beiden Festungen hinaufwandert.

fortezza delle Verrucole

 

Das Serchio-Tal, das zwischen den sanften und schattigen Hügeln des Apennins und den harten und weißen Hügeln der Apuanischen Alpen liegt, wurde stark von der Natur und der Geschichte geprägt.



Der Fluss Serchio, der aus zwei Quellen entspringt - eine am Apennin, die Buca delle Fate und die andere auf dem höchsten Gipfel der Apuanischen Alpen, dem Monte Pisanino - verbindet seine beiden Hauptarme in Piazza al Serchio, von wo der Fluss durch das Tal bis nach Lucca fließt. Viele Brücken aus verschiedenen Epochen überqueren ihn an mehreren Stellen. Am bekanntesten und am öftesten fotografiert ist die legendäre Ponte del Diavolo, die Teufelsbrücke, in Borgo a Mozzano, der ideale Zugang zum Tal für Reisende aus Lucca. Am elegantesten ist die Kettenbrücke aus dem 19. Jahrhundert über dem Lima, am einzigartigsten die Villetta-Brücke zwischen zwei Vulkanfelsen.

Auf vielen historischen Routen kann man das Tal so kennenlernen, wie es die Reisenden, die es aus Glaubens- oder Handelsgründen durchquerten, einst taten.
Die mittelalterliche Via del Volto Santo verläuft vom Tea-Pass Richtung Lucca durch dichte Wälder entlang eines Pfades, der von Hunderten kleinen Bildstöcken gekennzeichnet ist.
Die Via Vandelli, ein waghalsiger Weg über den Apennin und die Apuanischen Alpen, die im 18. Jahrhundert vom Herzog von Modena entworfen wurde, ist eine Abfolge einzigartiger landschaftlicher Szenarien. Der Focolaccia-Pass, der auf 1650 Metern Höhe im Marmorgestein angelegt wurde und die Küste der Versilia überblickt, bietet mit Sicherheit das spektakulärste Panorama.

Die Eisenbahnlinie, die seit 1840 das Tal hinaufführt, bietet eine Reihe von Ausblicken auf die Berge und den Fluss im romantischen Charme einer stressfreien Art von Fortbewegung.
Die Cipollaio-Straße ist die einzige Verbindungstraße zwischen dem inneren Garfagnana-Tal und der Küste. Das Schauspiel, das sie bietet, kann man nicht leicht vergessen, zwischen den rauen und kahlen Hängen der Berge Sumbra und Corchia, den großen weißen Flächen der Steinbrüche, den sogenannten Ravaneti, die von der Küste aus wie Schnee aussehen. Die Gotenstellung aus dem 20. Jahrhundert, ein Zeugnis der jüngeren Geschichte, verläuft im Schatten üppiger Olivenbäume, die ein Symbol des Friedens darstellen.

duomo di Barga, particolare del pulpito con leoni stilofori
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