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Versilia Jugendstil

Versilia bedeutet nicht nur Sonne und Meer. Jenseits des Strandes bietet die Promenade von Viareggio auch einen Spaziergang durch die Jugendstilarchitektur und Kultur des frühen 20. Jahrhunderts.


Detail des Café Margherita in Viareggio

 

Wenn Sie die lange Promenade, die von der salzigen Meeresluft erfrischt wird, zwischen modischen Geschäften, Luxusboutiquen, Restaurants, Pizzerien und Eisdielen entlangspazieren und ein wenig nach oben schauen, werden Sie nacheinander die schöne Architektur und die raffinierten Dekorationen entdecken, die in einer überraschenden Abfolge von Linien, Formen, Figuren und Farben eine wahrhaftige Open-Air Kunstgalerie darstellen.

1902 wurde die Viale Regina Margherita in Viareggio eingeweiht, die berühmte Promenade mit Badeanlagen, Cafés und Geschäften, die  in großen Holzpavillons mit Blick auf das Meer untergebracht waren. Die Stadt war erneuert und verschönert worden, um die vielen Besucher und Urlauber, die bereits seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts den Sommer an den sonnigen Stränden der Versilia verbrachten, zu empfangen. Wie es das Schicksal wollte, zerstörte das dramatische Feuer vom 17.

Oktober 1917 in einer Nacht alle Holzgebäude an der Uferpromenade. Nur eines wurde vor den Flammen gerettet, das 1899 erbaute Chalet Martini, Sitz des Geschäftes, in dem sich Giacomo Puccini, einer der elegantesten Männer seiner Zeit, einzukleiden pflegte. Anerkannte Architekten und Dekorateure wurden mit dem Wiederaufbau des zerstörten Teils der Stadt beauftragt, wie Alfredo Belluomini aus Viareggio und der Florentiner Galileo Chini, ein Maler und Keramikspezialist, aber vor allem der Wegbereiter des Liberty - Jugendstils in Italien.

In wenigen Jahren haben sie das Bild von Viareggio verändert und der Stadt ein einzigartiges, lebendiges und modernes Aussehen verliehen. Eine Tour, um diese Schätze zu entdecken, beginnt am besten an der Mole von Viareggio, von dem das ehemalige Supercinema Savoia (1927, einst auch Theater und Café) im eklektischen Stil, das mit der Keramik der Chini-Manufaktur dekoriert wurde, nicht weit entfernt liegt, das Kino und Theater Eden (1930, einst ein Theater, heute ein Kino, eine Bar und ein Restaurant) mit seinem wunderschönen Schmiedeeisen- und Glasdach, dem Kaufhaus Duilio 48, mit zwei großen ovalen Glasschildern und großen Fenstern, angereichert mit eisernen Geländerbrüstungen.

Nach dem Chalet Martini, einer perfekten Verbindung zwischen der ursprünglichen Holzstruktur und dem arabischen Stil, gelangt man zum wertvollsten Exemplar des Jugendstils an der Promenade: Das Gran Caffè Margherita (1929, heute ein Café, ein Restaurant und eine Buchhandlung), ein Werk von Galileo Chini mit den typischen Türmchen an den Seiten und den spektakulären Kuppeln, die mit farbigen Keramikfliesen verziert sind.

Chini dekorierte auch das kurz darauffolgende Gebäude des Bagno Balena (1928), das von Belluomini entworfen wurde, mit einem Eingang im orientalischen Stil voller bunter Keramikverzierungen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegen private Wohnhäuser, Villen und Hotels: die zierliche Villa Chizzolini (1910), die mit Fliesen dekoriert ist, die wunderschöne Schiffe auf See darstellen, die Villa Nistri (1913), die auch "Moschee", wegen ihres einem Minarett ähnelnden Turmes und der zweifarbigen Fassade genannt wird, die Villa Tina (heute ein Hotel), mit an Blumenmotiven reichen Fenstern, und das Grand Hotel Royal (1925), dessen Zwillingstürme die Küste dominieren. Weiter im Stadtinneren befindet sich die mit Keramikdetails von Galileo Chini verzierte Villa Flora (1912): unter der Traufe tummeln sich verträumte Engel inmitten dichter Vegetation und im ersten Stock kann man die statuenhafte Figur einer Frau, umgeben von vielen bunten Blumen, erkennen.

Das Grand Hotel Principe di Piemonte, ein luxuriöses Hotel, das 1925 eröffnet wurde, schließt die Tour mit ihrem antiken Charme und raffinierten Möbeln, fein gearbeiteten Details und den Marmorböden. Nicht weit von der Küste entfernt befindet sich zu guter Letzt die Villa Argentina mit den prächtigen Keramikdekorationen von Galileo Chini, die ein Schachbrettmotiv bilden und triumphierende Engel inmitten der üppigen Vegetation darstellen. Heute finden in ihren Räumen Kunstausstellungen und Veranstaltungen statt.

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